Ich kopiere mal rein, wie ich es vor Jahren schon einmal beschrieben hatte.
Das war mit meinen damaligen Hunden.
Schon der Altmeister Carl Tabel schreibt 1973:
"Unter Laien wird heute noch geglaubt und von ihnen behauptet, zum Zwang
gehören Prügel, Hungernlassen und ähnliche Torturen. Diese primitive
Auffassung wird gelegentlich auch von unerfahrenen Schreiberlingen
gestärkt.
Schon die Leine bedeutet Zwang. Sie hindert den Hund, sich unserer Einwirkung zu entziehen."
Bei mir bedeutet Zwang, dass der Hund etwas tun muss, was ich von ihm
verlange und nicht etwas spielerisch tun darf, solange es ihm Spaß macht.
Es bedeutet nicht, dass es ihm keinen Spaß machen soll, aber
er lernt: das ist freudige Arbeit und kein Spiel. Spiel kann er beenden,
wenn er keine Lust mehr hat, die Arbeit muss getan werden.
Ich fange sehr zeitig mit den Apport-Übungen an. Dadurch kann ich mir für
jeden Schritt sehr viel Zeit lassen, kann zwischendurch auch größere
Pausen machen.
Wichtig ist bei allen Übungen die Ruhe.
Etwa mit 4, spätestens 5 Monatenbeginne ich mit dem „Dulden der Hand im Fang“.
Wir gehen einige Meter bei Fuß, dann Sitz. Ich stehe neben dem Hund, die
Leine lasse ich fallen, greife mit der linken Hand von oben über den
Fang (das kennt er auch schon vom Zähnezeigen),öffne mit ganz leichtem
Lefzendruck den Fang, sage im gleichen Moment „Apport“ und schiebe meine
rechte Hand mit der Handfläche nach oben ein Stückchen in den Fang.
Nicht zu weit nach hinten, damit die Hand nicht auf die Lefzen drückt.
Kommando „Halt fest“, ruhig und etwas ermahnend gesprochen.
Die linke Hand lasse ich anfangs auf dem Fang, später am Hinterkopf. Dann
ein gedehntes tief gesprochenes ruhiges „A-u-s“, „so ist’s brav“, loben
und freuen, aber nicht überschwänglich (sonst verleitet das zum
Aufstehen) und nachdem ich es 2-3 mal gemacht habe, bekommt er ein
Leckerli „So ist’s brav“ und „auf“, Leine ab und Spiel zur Auflockerung.
Das übe ich so lange, bis Xanthie die Zunge ganz ruhig hält und
meine Hand duldet. 1-2 mal am Tag und an verschiedenen Orten, auch mal
in der Wohnung. Zwischendurch auch mal 1 oder 2 Tage Pause. Sobald sie
begriffen hat, was ich von ihr will, lasse ich auch mal die Leine weg.
Sie muss aber sitzen bleiben dabei. Die Zeit, in der sie die Hand dulden
muss, wird immer ein klein wenig verlängert, die linke Hand fasst nun
nach dem Öffnen des Fanges den Kopf nicht mehr an.
Jetzt kommt der nächste Schritt. Ich mache mir einen Strohbock in der Größe
eines kleinen Apportierholzes, in der Mitte mit Bindfaden umwickelt. Da
meine Hunde später Wild apportieren müssen, binde ich in der Mitte einen
Streifen Kaninchenfell oder Fellimitat darum. Von jetzt an mache ich
die Übungen grundsätzlich an der Leine.
Nun mache ich die gleiche Übung mit dem Strohbock. Wenn sie ihn ruhig hält, verlängere ich
immer mehr die Zeit, gehe auf Leinenlänge um sie herum (Leine in der Hand),
zwischendurch immer mal „halt fest“.
Diese Apportierübung mache ich auch mit verschiedenen anderen leichten Gegenständen.
Unterwegs auch mal mit dem Schlüsseltäschchen, wenn ich gerade nichts
anderes habe. Aber nie mit Spielzeug oder Stöckchen
Als Nächstes kommt das Tragen.
Ich gebe den Strohbock in den Fang, stelle mich dem Hund gegenüber und gehe
einen Schritt rückwärts. Die Leine halte ich in der linken Hand, sie
läuft unter dem Fang entlang. Ich ziehe ganz wenig an der Leine und
locke ihn mit „hierher“ zu mir.
Erst wird er nicht aufstehen wollen, weil er bisher nicht aufstehen durfte. Wenn er dann zögernd
kommt, wird er bestimmt den Strohbock fallen lassen, sobald er aufsteht.
Da ich darauf schon gewartet habe, bin ich schneller und halte
mit meiner rechten Hand den Strohbock im Fang „halt fest“ und „hierher“ ,
ziehe ihn mit der linken Hand vorsichtig nach vorn, „ja, so ist’s brav“
wenn er dann ganz wenige Schritte läuft, wieder sitz - halt fest - aus.
Die Strecke, die er läuft, vorsichtig verlängern.
Mit der Zeit lernt er den Apportiergegenstand auch längere Strecken sicher tragen.
Jetzt mache ich mir einen Apportiersack. Ein abgeschnittenes Hosenbein wird
in der Mitte umwickelt wie der Strohbock. Anfangs lasse ich die Enden
einfach runterhängen, später kommt in jede Seite 1 Handvoll Split und
wird unten zugebunden. So kann ich später ganz einfach das Gewicht
erhöhen, indem ich immer mehr Split einfülle.
Mit dem Apportiersack mache ich die gleichen Übungen.
Zur Abwechslung nehme ich auch mal einen Dummy. Ich achte darauf, dass der Griff korrekt in der Mitte ist.
Das Tragen übe ich morgens nach dem Spaziergang das letzte Stück zum Auto über immer längere Strecken bis zu 300m.
Zum Ausgeben immer erst sitzen, noch ein bisschen festhalten. Ich greife
auch nach dem Apportiersack neben dem Fang mit leichter Mahnung "halt fest"
und nehme die Hand wieder zurück.
So kommt Xanthie gar nicht erst in Versuchung, bereits beim Hinlangen schon den Griff zu lockern.
Nun soll Xanthie lernen, den Strohbock selbständig aus meiner Hand zu
nehmen, d.h., sie soll danach greifen und ich lasse ihn in ihren Fang
rollen.
Dies ist bei den meisten Hunde die größte Klippe. Sie
begreifen oft nicht, was sie eigentlich tun sollen. Mit der linken Hand
versuche ich, den Kopf dem Strohbock ein wenig entgegenzuschieben.
Bei Varis war das zuerst ganz schwierig. Sie biß fest die Zähne
aufeinander. Irgendwie muss man einen Weg finden und vom Zähne zeigen
kannte sie "mach auf". Ich probierte es, sie lockerte ganz zaghaft den
festen Biß. "Ja, ja, so ist's brav" - sie öffnete den Fang, der
Strohbock rollte rein und sie hatte verstanden.
Bei Xanthie ging das viel schneller. Ich sagte auch bei ihr "mach auf" und schon griff sie danach.
So ist jeder Hund anders.
Jetzt kann sie verschiedene Apportiergegenstände aus der Hand nehmen und dann ein Stück tragen. Alles an der Leine!
Meine Hand mit dem Strohbock halte ich nun zum Aufnehmen immer tiefer bis kurz über dem Boden.
Bei Varis brauchte ich die altbewährte Methode:
Ich nahm 2 Ziegelsteine, stellte sie im Abstand hochkant und legte den
Strohbock so darauf, dass die Mitte gut gegriffen werden konnte. Sie saß
kurz davor und mit „Apport“ machte ich 1 Schritt mit ihr vorwärts und
fasste mit der Hand den Strohbock seitlich an. Bock aufnehmen, ein paar
Schritte gehen, sitz, aus, brav.
Beim nächsten Mal ließ ich die Hand weg, danach legte ich die Ziegelsteine flach hin,
sodass der Strohbock dicht über dem Boden lag. Und dann ist vom Boden aufnehmen
ganz selbstverständlich.
Xanthie war so freudig bei der Sache,dass sie sofort aus der Hand
und vom Boden aufnahm, die Zwischenschritte konnte ich weg lassen.
Dafür gab es eine andere Schwierigkeit: in ihrer Begeisterung
drohte die Übung ins Spielerische abzuweichen.
Hier musste Zwang einsetzen mit ruhigen ernsten Worten, die ihre Begeisterung
dämpften und danach wieder Freude, wenn sie es richtig gemacht hatte.
Spielerisch apportieren lernen kann später an Wild die reine Katastrophe sein.
Manche Hunde bringen spielerisch eine Zeitlang Kaninchen oder Ente, solange es
ihnen Spaß macht. Eines Tages haben sie keine Lust und lassen das Wild
liegen oder beginnen, es in die Luft zu werfen und wieder aufzufangen.
Manche schneiden an (fressen es an) oder vergraben es.
Und dann meinen manche Führer, jetzt muß der Zwang kommen und setzen rabiate Mittel ein. Nein, so soll und darf das nicht sein.
Wenn das alles gut klappt, kann der Apportiergegenstand in einiger
Entfernung abgelegt (nicht geworfen) werden, ich laufe an der Leine mit
hin, lasse aufnehmen, zum Ausgangspunkt zurück.
Danach wird der Hund allein geschickt.
Diese Übung wird nun in verschiedenen Variationen und auf verschiedene Entfernungen geübt.
Danach kann mit der Schleppenarbeit begonnen werden.